Das Handy per Gedanken steuern
Einen interessanten Artikel mit der Überschrift „Handybedienung per Hirnsignal“ las ich im neuesten c’t. So haben Wissenschaftler der University of California in San Diego (UCSD) an dem Swartz Center for Computational Neuroscience eine Computer-Hirn-Schnittstelle geschaffen mit der Probanden auf einem Nokia N97 rein gedanklich Nummern anwählen konnten. Die 8000-mal verstärkten EEG-Signale, die von den Nutzern über ein Stirnband übertragen wurden verarbeitete eine eigens entwickelte Software für das Nokia-Handy. Genau wie bei Spracherkennungssoftware mussten die Testpersonen die Software zuerst trainieren: Sie bekamen die Ziffern in unterschiedlichen Bildwiederholfrequenzen vorgespielt (beispielsweise eine „eins“ mit 9 Hz, eine „zwei“ mit 9,25 Hz usw.), die unterschiedliche Reaktionen des Gehirns auf die Ziffern und verschiedenen Frequenzen speicherte dann die Software.
Nach erfolgreichem Training konnte das Wählen von Telefonnummern nun ausprobiert werden. Den Probanden wurde wiederum nacheinander jede Ziffer vorgespielt, der Computer registrierte nun, ob Ziffer/Bildwiederholrate-Kombination die gleichen Reaktionen auslöste wie beim Training. Um die Fehlerrate zu minimieren wurde die Eingabe der zehn Ziffern zweimal durchgeführt, dauerte deshalb auch nicht weniger als durchschnittlich 88,9 Sekunden. Sieben von zehn Probanden gelang es eine absolut fehlerfreie Eingabe zu machen, wobei die durchschnittliche Genauigkeit bei stolzen 95,9 % lag.
Die Wissenschaftler des UCSD-Instituts denken daran, die Schnittstelle für Patienten mit schweren Lähmungen oder auch als Kontrollorgan für die Konzentration bei Fahrern und Fluglotsen im Automobil oder Transportsektor nutzen zu können.
Die wissenschaftliche Publikation lässt sich unter sccn.ucsd.edu/~yute/publications/LNAI10.pdf nachlesen.
Anhand dieses Versuchs lässt sich erkennen, wie schwierig es ist Gehirnssignale in für den Computer verständliche Signale umzuwandeln. Im Gegensatz zur Augensteuerung oder Gesichtserkennung (beispielsweise integriert beim zukünftigen Windows 8-Betriebssystem), wo sich der Einsatz alternativer Eingabemethoden bereits im breiten Konsumentenbereich abzeichnet, ist eine Steuerung per Gedanken hingegen noch weit davon entfernt.
Die Entwicklung in diese Richtung bleiben aber weiterhin spannend.
Vielen Dank für den Artikel und den Hinweis auf die Studie!