Handschrifterkennung bei Windows 7 als Tastaturersatz
Dem viel gerühmten Betriebssystem Windows 7 ist eine Handschrifterkennung beigelegt, die die eigene Handschrift erkennen und in Druckschrift umwandeln soll. Doch arbeitet die Erkennung genau genug, um als Tastaturersatz dienen zu können? Kann man auch mit schlecht leserlicher Handschrift schnell genug arbeiten, um die Handschrifterkennung verwenden zu können? Diesen Fragen bin ich im Test nachgegangen.
Als Eingabegerät habe ich das bereits getestete Bamboo-Tablet verwendet. Die Treiber werden unter Windows 7 automatisch und ohne Probleme installiert, es öffnet sich auch sofort das Eingabefenster, welches zur Eingabe dienen soll. Neben der Bildschirmtastatur findet sich hier auch die Fläche, in die handschriftlich geschrieben werden soll:
Ein geschriebenes Wort wird sofort in Druckschrift umgewandelt. Ausbessern kann man mittels tippen auf das auszubessernde Wort, dann kann man Fehler überschreiben, Buchstaben mittels Durchstreichen löschen. Ein richtig erkannter Satz kann mittels der „Einfügen“-Schaltfläche in jedes x-beliebige Programm (z. B. Word) eingefügt werden, was ohne Probleme funktioniert. Die Bedienung des Eingabeprogramms läuft tadellos, ist durchdacht und durchgehend intuitiv gestaltet. Zusätzlich fungiert ein kleines Demo-Fenster als Art Hilfe und Tutorial zu Beginn, falls man Probleme hat.
Zur Verbesserung der Handschrifterkennung kann und sollte man unter der Schaltfläche „Extras“/“Handschrifterkennung anpassen“ die eigene Handschrift trainieren.
Ich selbst habe 50 Sätze in meiner zugegebenermaßen recht unleserlichen Handschrift eingegeben – die teilweise schon von Menschen schwer zu entziffern ist. Funktioniert es beim Computer also besser? Diese Frage muss ich leider mit einem klaren Nein beantworten. Mit meiner durchschnittlichen Schreibgeschwindigkeit geschriebenen Sätze werden vom Computer gar nicht erkannt, er spukt stattdessen abenteuerliche Buchstabenkombinationen aus – obwohl ich ja 50 Sätze trainiert habe. Wenn ich langsam und bemüht deutlich schreibe, verbessert sich die Erkennung enorm, dennoch muss ich jedes dritte Wort ausbessern, da sich ein Fehler darin verbirgt. Und das nur bei Wörtern, die in der Datenbank sind – ein Fremdwort oder ungewöhnlicheres Wort muss man meist einzeln buchstabieren (beispielsweise englische Wörter). Ob die Handschrifterkennung mit längerer Verwendung besser wird bezweifle ich – dennoch: solange habe ich die Erkennung noch nicht getestet.
Um einen längeren Text zu verfassen, muss man jedenfalls über viel Geduld und ein wirklich ergonomisches Eingabegerät verfügen – sonst wird die Eingabe zur Qual.
Hat man bereits ein Schreibgerät wie ein Tablet zuhause liegen, sollte man die Handschrifterkennung von Windows 7 unbedingt einmal ausprobieren, vielleicht klappt es bei dem einen oder anderen ja besser. Zur Eingabe von Texten empfehle ich aber eindeutig die Verwendung einer Spracherkennungssoftware, da längere Texte mit dieser deutlich schneller zu verfassen sind, und (fast) keine physische Belastung darstellt.
Was außerdem sehr nützlich sein kann sind so genannte Stiftbewegungen (engl. „Pen Flicks“), mit denen man einige häufig verwendete Befehle über spezielle Bewegungsgesten eingeben kann.
So aktivierst du Gesten unter Windows 7: In das Suchfeld des Startmenüs gib „Stift“ ein, dann wähle den Systemsteuerungpunkt „Stift- und Fingereingabe“ aus. Im Tab „Bewegungen“ kannst du die Gesten aktivieren.
Dennoch funktionieren kommerzielle Handschrifterkennungsprogramme vielleicht noch besser: Eine Variante wäre das 40$ teure ritePen von Evernote Corporation. Zusätzlich zur Schrifterkennung unterstützt das Programm auch die Erkennung von Gesten, was unter Umständen äußerst nützlich sein kann. Bei ritePen kann außerdem über den ganzen Bildschirm geschrieben werden. Das Programm gibt auch als Demoversion zum Download, wo es schon viel besser abschneidet als die hauseigene Version von Windows 7: unbedingt ausprobieren!